Newsletter 11/23

Aktuelles

Handlungsleitfaden zum Gewaltschutz geflüchteter Frauen und Kinder

Geflüchtete Frauen und Kinder sind überproportional von Gewalt betroffen. Vor, während und nach der Flucht können Frauen von verschiedensten Formen geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sein. Frauen und Kinder kommen oftmals schwer traumatisiert in Deutschland an. Gerade alleinstehende Frauen mit und ohne Kinder zählen deshalb zu den besonders schutzbedürftigen Gruppen. Gleichzeitig sind geflüchtete Frauen und Kinder durch asyl-und aufenthaltsrechtliche Einschränkungen beim Zugang zu Unterstützungs- und Hilfestrukturen mit besonderen Hindernissen konfrontiert. Lebenswichtige Unterstützung und Schutz bei geschlechtsspezifischer Gewalterfahrung ist dadurch oft nicht gegeben. Auch die Auswirkungen auf das Asylverfahren oder den Aufenthaltstatus müssen stets mitgedacht werden.

Diese mulitkomplexen Problemlagen stellen Betroffene und Unterstützende oft vor Herausforderungen. Deshalb ist es wichtig, Rechte und Unterstützungsmöglichkeiten zu kennen. Wir haben einen Handlungsleitfaden erstellt, der die wichtigsten Informationen und Anlaufstellen rund um das Thema Gewaltschutz für geflüchtete Frauen und Kinder auflistet. Die Broschüre gibt es auf Deutsch, in Einfacher Sprache, Französisch, Englisch, Türkisch, Russisch, Arabisch und Dari.

Der Handlungsleitfaden kann als PDF in den verschiedenen Sprachen hier (https://www.fluechtlingsrat-bayern.de/handlungsleitfaden-gewaltschutz/) heruntergeladen werden. Eine Druckversion verschicken wir gerne auf Anfrage zum Auslegen in Unterkünften und Beratungsstellen, sowie zur Weitergabe an Betroffene, Ehren- und Hauptamliche. Schreiben Sie uns eine Mail an frauen@fluechtlingsrat-bayern.de

Termine

Toolbox Asyl und Migration #5

WISSEN – AUSTAUSCH – HANDELN – Eine Vortragsreihe des Bayerischen Flüchtlingsrats

Ab jetzt können Sie sich auf unserer Website anmelden. Auch dieses Mal warten wieder spannende Themen aus der alltäglichen Praxis auf Sie.

➡ Mi, 29.11.2023 | 18.00 – 19.30 | Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz | Claudius Voigt, GGUA

Die Veranstaltungen finden online über Zoom statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Vorträge werden in der Regel auf Deutsch gehalten. Wenn es Übersetzungen gibt, führen wir diese in der Veranstaltungsbeschreibung auf.

Mit der Veranstaltungsreihe „Toolbox Asyl und Aufenthalt“ des Bayerische Flüchtlingsrats wollen wir uns mit alltäglichen Fragen und Fallstricken aus der Beratung und Unterstützung von Geflüchteten beschäftigen. Expert:innen aus den jeweiligen Bereichen werden die rechtliche und praktische Situation beleuchten und sich Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten.

Anmeldung und Informationen über unsere Website.


Route 4 – ein Film über Seenotrettung

Film und Gespräch mit Sea Eye am 21.11.23 von 19 bis 21 Uhr vom Bellevue di Monaco online via zoom

Über 15 Monate wurde das Seenotrettungsschiff Alan Kurdi des Vereins Sea-Eye während mehrerer Missionen von einem Mediateam auf dem Mittelmeer begleitet. Neben zahlreichen bewegenden Momenten auf See entstand auch Material in Ländern wie Niger, Tunesien, Libyen, Italien und Malta. Dieses Material, welches zum größten Teil noch nicht veröffentlicht wurde, Sea Eye aber sehr am Herzen liegt, wird nun in Form des Dokumentarfilms Route 4 der Öffentlichkeit präsentiert.

Route 4 ist ein unabhängiges Projekt von Boxfish und Sea-Eye. Bei der Erstellung der Dramaturgie war es wichtig, den Erzählschwerpunkt nicht nur auf eine Seite, die der Migrant:innen oder die der Seenotretter:innen, zu legen, sondern einen Überblick zu schaffen. Route 4 berichtet von den Gefahren auf Migrationsrouten nach, durch und in Libyen. Ziel des Films ist es nicht eine durchgängige Geschichte zu erzählen, vielmehr sollen die Zuschauer:innen einen Einblick in das Erlebte ermöglichen. Der Film soll berühren, aufwühlen und auch wütend machen.

Wir möchten auf die von der EU selbsterschaffenen Probleme, auf das Leid und die Strapazen, die Menschen auf ihrer Flucht widerfahren aufmerksam machen und auf die unglaubliche Arbeit der NGOs (in diesem Fall Sea-Eye), die als einzige die Aufgabe übernehmen, Menschen im Mittelmeer zu retten.

Nach dem Film gibt es Gelegenheit zu Gespräch, Fragen und Diskussion mit ehrenamtlichen Mitgliedern von Sea Eye.

Der Film ist freigegeben ab 12 Jahren. Veranstaltungsort: Online via Zoom. Kursgebühr: 0,00 €

Referent: Dietmar Enderlein, Mitglied bei Sea Eye München

Kooperation: Willkommen-in-München Caritas Netzwerkteam, Bellevue di Monaco

Anmeldung über dieses Formular.


Für die einen offen, für die anderen geschlossen

Vortrag am 25.11.23 um 19 Uhr im Bellevue di Monaco

Willkommenskultur und gewaltsame Pushbacks an den polnisch-ukrainisch-belarussischen Grenzen:

Auch wenn die öffentliche Aufmerksamkeit verschwunden ist, dauert die humanitäre Krise an der polnisch-belarussischen Grenze bis heute an. Während die Grenze zur Ukraine nach wie vor offen ist, erleben Geflüchtete wenige Kilometer weiter im Norden an der Grenze zu Belarus schwere Menschenrechtsverletzungen. Pushbacks, Inhaftierungen und andere Formen der Gewalt gehören dort zur täglichen Realität. Zur staatlichen Gewalt kommt eine Politik der doppelten Standards hinzu, die auf Rassismus beruht und zwischen „guten“ und „schlechten“ Geflüchteten unterscheidet.

Auf dem Vortrag werden Katarzyna und Aleksandra von ihrer Arbeit an der Grenze sprechen, von den steigenden Zahlen an Todesfällen und vermissten Personen. Zugleich werden sie den Zusammenhang von europäischer Asylrechtsreform und polnischer Innenpolitik thematisieren, da im Oktober 2023 die nächsten Parlamentswahlen stattfinden. Auch die Kriminalisierung von Hilfe und Solidarität wird thematisiert und in eine Perspektive mit der gezielten Politik der Einschüchterung von Solidaritätsstrukturen an den europäischen Grenzen gestellt.

Englisch mit deutscher Übersetzung

Katarzyna Czarnota ist Soziologin und Aktivistin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Helsinki Foundation For Human Rights und ist Mitbegründerin und Unterstützerin der informellen Koalition Grupa Granica.

Aleksandra Łoboda ist Aktivistin für Fragen der Gleichberechtigung und Antirassismus. Sie arbeitet bei der Helsinki Foundation for Human Rights als Kommunikations- und Advocacyspezialistin

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Europas Grenzen – Von der Normalisierung des Ausnahmezustands» statt. Organisiert wird die Reihe vom Bayerischen Flüchtlingsrat, Bellevue di Monaco, medico international und Seebrücke München


Bordering Europe Through Violence – Changing Modalities and Spatialities

Vortrag am 1.12.23 um 19 Uhr im Bellevue di Monaco

Charles Heller, Direktor der Forschungs- und Ermittlungsagentur Border Forensics, wird versuchen, die jüngsten Veränderungen der Formen der Gewalt zu erklären, die illegalisierten Migranten aus dem globalen Süden angetan werden, wenn sie versuchen, die sich ständig verändernden Grenzen Europas zu überschreiten. Er wird sich einerseits auf indirekte Gewalt konzentrieren – die wir beim Tod von Migranten auf See und bei der Auslagerung von Grenzkontrollen sehen – und andererseits auf direkte und brutale Formen der Gewalt – wie sie beispielsweise bei Pushbacks verübt werden über die Außengrenzen der EU hinweg. Jede dieser Modalitäten und Räumlichkeiten von Gewalt bringt unterschiedliche Herausforderungen mit sich, denen sich eine kritische forensische Praxis stellen muss, wenn sie in der Lage sein will, sie effektiv zu registrieren und zu bekämpfen.

Englisch mit deutscher Übersetzung.


Fachtag „Ein Jahr Chancenaufenthaltsrecht in Bayern“

Save the Date | 20.01.2024, 12.30 – 20.30 Uhr | Bellevue di Monaco, Müllerstr. 2, München

Am 20. Januar 2024 veranstalten Bayerischer Flüchtlingsrat, Bellevue di Monaco und Münchner Flüchtlingsrat einen Fachtag zum Thema „Ein Jahr Chancenaufenthaltsrecht in Bayern“.

Mit diesem Gesetz will die Bundesregierung langjährig geduldeten Personen einen Weg in einen regulären Aufenthalt ermöglichen und die Chance geben, die dafür notwendigen Integrationsleistungen nachzuweisen. Die Erfahrung der Beratungsstellen zeigt, dass die Absicht des Gesetzgebers in Bayern teilweise durch eine restriktive Behördenpraxis unterlaufen wird. Viele Betroffene können deshalb nicht von dem Gesetz profitieren. Diese und weitere Hürden in einen sichern Aufenthalt zu kommen, wollen wir gemeinsam diskutieren. Im Fokus soll dabei auch die Situation der Betroffenen selbst stehen, deren Anträge abgelehnt wurden oder die unter die Ausschlussgründe fallen. Durch fachlichen Input und vertiefende Workshops zu verschiedenen Aspekten des Chancenaufenthaltsrechts sollen die Probleme bei der Umsetzung des Gesetzes in Bayern herausgearbeitet und diskutiert werden. Gleichzeitig wollen wir uns über Lösungsstrategien austauschen.

Aus dem Fachtag sollen Forderungen an Politik und Verwaltung entwickelt werden: Welche Nachbesserungen am Gesetz braucht es? Wie muss eine Verwaltungspraxis aussehen, die der Intention des Gesetzes entspricht? Welche praktischen Probleme sehen wir, wenn es darum geht die notwendigen Integrationsnachweise zu erreichen, um in einen sicheren Aufenthalt zu kommen? Unsere Perspektiven und Forderungen werden wir anschließend in einer Podiumsdiskussion an Vertreter:innen aus Politik und Behörden herantragen.

Alle interessierten Geflüchteten, Haupt- und Ehrenamtliche sind herzlich eingeladen, ins Bellevue di Monaco zu kommen. Die Anmeldung und mehr Informationen finden Sie hier.

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On 20 January 2024, the Bavarian Refugee Council, Bellevue di Monaco and the Munich Refugee Council will hold a conference on the topic „One year of right of residence for refugees in Bavaria“.

With this law, the federal government wants to enable persons who have been in „Duldung“ for many years to find their way to a regular stay and give them the chance to proof the necessary integration required for this.
The experience of the counselling centres shows that the intention of the legislator in Bavaria is partially undermined by a restrictive practice of the authorities. Many of those affected cannot therefore benefit from the law. We want to discuss these and other hurdles to a safe stay together. The focus will also be on the situation of those affected, whose applications have been rejected or fall under the grounds for exclusion. Through input of legal experts and in-depth workshops on various aspects of the ‚Chancenaufenthalt‘-Law, the problems in the implementation of the law in Bavaria are to be worked out and discussed. At the same time, we want to exchange ideas on solutions.

The conference will be used to develop demands on politics and administration: What improvements to the law are needed? What should be the administrative practice that corresponds to the intention of the law? What practical problems do we see when it comes to obtaining the necessary evidence of integration in order to get into a safe stay?

We will then discuss our perspectives and demands in a panel discussion with representatives from politics and authorities.

All interested refugees, volunteers and principals are welcome to come to Bellevue di Monaco. You can find the registration and more information here.

Der Fachtag findet in Kooperation statt mit Erzdiözese München und Freising, Lichterkette e.V., Petra-Kelly-Stiftung und Kurt-Eisner-Verein.