Geflüchtete protestieren für besseren Infektionsschutz
Bewohner:innen einer Unterkunft in Quarantäne fordern ausreichende Schutzmaßnahmen gegen Covid-19
Seit 12.11.2020 befindet sich auch die Gemeinschaftsunterkunft Büchlberg in der Nähe von Passau in Quarantäne. Wie in so vielen Sammelunterkünften unter Quarantäne sind die Verhältnisse vor Ort eher infektionsfördernd denn hemmend. Deshalb haben die Bewohner:innen aus Büchlberg einen offenen Brief an die Regierung von Niederbayern verfasst. Darin bitten sie darum, dass bei ihnen die Ansteckungsgefahr verringert wird, anstatt sie nach außen zu isolieren und einem höheren Infektionsrisiko auszusetzen.
Nachdem letzte Woche ein Bewohner ein positives Testergebnis erhalten hatte, wurde in der Folge die komplette Unterkunft unter Quarantäne gestellt. Die Unterkunft besteht aus drei Blöcken mit ungefähr 100 Bewohner:innen. In jedem Zimmer leben etwa vier Personen – ein Sicherheitsabstand ist hier nicht einzuhalten. Weiter bemängeln die Bewohner:innen die unzureichenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen. So findet die gesamte Essensausgabe jeden Tag zwei Stunden lang in einem Block statt, wo sich alle Bewohner:innen sammeln. Zudem teilt sich jeder Block eine Gemeinschaftsküche und ein Bad. Hinzu kommt, dass dort keine Desinfektionsmittel bereitgestellt werden.
„Diese Unterkunft steht exemplarisch für viele Gemeinschaftsunterkünfte in Bayern. Durch mangelnde Hygienemaßnahmen und ein Leben auf zu engem Raum sind Ansteckungen und Quarantäne vorprogrammiert. Dies wiederum führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko und kann gar eine Kettenquarantäne in Sammelunterkünften zur Folge haben. Dieses fahrlässige Verhalten der Bayerischen Staatsregierung grenzt an Körperverletzung,“ kritisiert Thomas Bollwein vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Wir fordern, dass auch für Geflüchtete in den bayerischen Gemeinschaftsunterkünften die Hygienemaßnahmen eingehalten werden, damit diese sich vor Covid-19 schützen können!“