Aus Dank ins ANKER-Zentrum
Ortskräfte aus Afghanistan und ihre Angehörigen werden in Bayern erst mal ins ANKER-Zentrum gesteckt
Die sogenannten Ortskräfte haben während des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und Entwicklungsorganisationen den Kopf hingehalten und sind durch die Machtübernahme der Taliban nun hochgefährdet. Einige dieser Ortskräfte sind jetzt auch in Bayern angekommen, sofern das Wort ‚ankommen‘ überhaupt verwendet werden kann.
Zunächst einmal wurden sie nämlich ins ANKER-Zentrum nach Bamberg gebracht. ANKER-Zentren sind die großen geschlossenen Lager, die eingerichtet wurden, um jede Form der Integration zu verhindern, solange nicht klar ist, ob eine Person bleiben darf oder wieder gehen muss. In Bayern werden seit August 2018 alle neu ankommenden Geflüchteten einem ANKER-Zentrum zugewiesen. ANKER-Zentren, gerade die Einrichtung in Bamberg, sind Orte der Gewalt und der systematischen Übergriffigkeit von Security, der sehr reduzierten medizinischen Versorgung, der Ausgrenzung durch Kontrollen, Zäune, Stahltore sowie Orte der Abschreckung ehrenamtlichen Engagements. Hilfsbereitschaft soll an den Stacheldrahtzäunen der ANKER-Zentren Halt machen.
Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann scheint zu denken, ANKER-Zentren seien der richtige Ort, um die aus Afghanistan ausgeflogenen Ortskräfte an die ‚bayerische Art‘ zu gewöhnen. Denn: nicht alle haben eine Aufnahmezusage erhalten. Einige müssen ins Asylverfahren. Und alle dürfen sich wohl schon mal daran gewöhnen, dass sie von diesem Lager dann in andere Lager kommen. Dass dies nach den schrecklichen Ereignissen der letzten Wochen nicht zur Erholung, sondern eher zur weiteren Traumatisierung der Menschen führt, ist hier leider zu erwarten.
„So wie es in den letzten Wochen keine bayerische Initiative für bedrohte Afghan:innen gab, so geht die Linie der Ignoranz nun weiter. Danke für nichts, Herr Integrationsminister Herrmann,“ meint Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. „Es sind zwar Ortskräfte und der Innenminister spricht ihnen gern seinen Dank aus. Aber es sind auch Afghan:innen, die bekanntermaßen in Bayern nicht gern gesehen sind. Lieber sollen sie in den Anrainerstaaten Afghanistans mit einer warmen Suppe des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen von der Weiterflucht abgehalten werden. Dank ja, aber nicht zu freundlich. Das ist gelebte bayerische Flüchtlingspolitik.“