Handreichung: Steigende Gewalt gegen Geflüchtete in Bayern – Was tun?

Rassistische Angriffe auf Geflüchtete nehmen bundesweit seit Jahren stark zu. In Bayern kommt es regelmäßig zu Anschlägen auf Geflüchtete und Unterkünfte von Geflüchteten oder rassistischen Tumulten bei Gemeindesitzungen zu geplanten Unterkünften für Geflüchtete. Häufig findet die rassistische Mobilisierung unter Beteiligung und Agitation von rechtsextremen Akteuren wie der AfD statt.

Nazis und Rassist*innen gibt es überall, deshalb appellieren wir an Bürger*innen und Behörden, sich gegen rechte Kräfte und rassistische Übergriffe zu positionieren.

Mittel und Wege, um rechter Gewalt entgegenzutreten, sind vielfältig und häufig anstrengend. Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus, B.U.D. Bayern und der Bayerische Flüchtlingsrat haben eine Handreichung erstellt, die Einzelpersonen, Initiativen und Behörden Handlungsmöglichkeiten und Kontaktadressen an die Hand geben, um gegen rechte Gewalt aktiv zu werden.

*Die aktualisierte Version der Handreichung als PDF und in mehreren Sprachen übersetzt erscheint in Kürze.

Alle Beratungsstellen beraten vertraulich und anonym

B.U.D. Bayern: Beratung, Unterstützung und Dokumentation für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt

Mobile Beratung: Unterstützung bei Vorfällen mit neonazistischem, extrem rechtem, rechtspopulistischem und rassistischem Hintergrund

BEFORE München: Beratungsstelle für Betroffene von rechter und menschenfeindlicher Gewalt und Diskriminierung in München

RIAS Bayern: Meldestelle und Unterstützung für Betroffene von Antisemitismus in Bayern

MIA: Melde- und Informationsstelle für antiziganistische Gewalt

Flüchtlingsräte: Beratung und Unterstützung für Geflüchtete und Migrant*innen

  • Versuchen Sie Ruhe zu bewahren und sich in Sicherheit zu bringen.
  • Fragen Sie umstehende Personen nach Hilfe.
  • Suchen Sie nach Zeug*innen, die den Vorfall gesehen haben könnten und fragen Sie nach Kontaktdaten.
  • Dokumentieren Sie erlittene Verletzungen.
  • Gehen Sie zu Ärzt*innen und bitten Sie um ein Attest.
  • Schreiben Sie ein Gedächtnisprotokoll über den Vorfall.
  • Holen Sie sich Unterstützung und kontaktieren Sie Beratungsstellen.
  • Gehen Sie eventuell zur Polizei und bringen Sie den Vorfall zur Anzeige. Lassen Sie sich vorher von obigen Beratungsstellen dazu beraten.
  • Ein rassistischer Angriff kann psychisch sehr belastend sein. Sprechen Sie mit Freund*innen oder Familie und scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung zu suchen, um das Erlebte verarbeiten zu können.
  • Versuchen Sie, sich selbst zu schützen.
  • Sprechen Sie die betroffene Person an und stehen Sie ihr zur Seite.
  • Organisieren Sie Hilfe.
  • Bleiben Sie nach dem Angriff bei der Person und bieten Sie Unterstützung an.
  • Stellen Sie sich als Zeug*in zur Verfügung und fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an.
  • Lassen Sie sich von obigen Beratungsstellen beraten.
  • Bei Kenntnis von geplanten Bürger*innenversammlungen oder Protesten gegen Geflüchtete melden Sie sich bei der Mobilen Beratung. Diese unterstützt bei möglichen Handlungsschritten.
  • Zeigen Sie sich solidarisch mit Geflüchteten. Glauben Sie nicht allen Legenden, die über Geflüchtete erzählt werden. Viele Gerüchte dienen Rechten für ihre rassistische Propaganda.
  • Nehmen Sie die Berichte von Betroffenen von Rassismus und rechter Gewalt ernst. Hören Sie zu und bieten Sie Unterstützung an.
  • Bilden Sie Netzwerke. Schaffen Sie Helfer*innenkreise oder Strukturen, die das Ankommen von Geflüchteten erleichtern.
  • Unterstützen Sie Projekte, die sich für Geflüchtete oder gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzen.
  • Vor Informationsveranstaltungen zu Geflüchtetenunterkünften ist eine Beratung durch die Mobile Beratung ratsam, um einer möglichen Vereinnahmung durch rechte Kräfte vorzubeugen.
  • Schließen Sie rechte Agitator*innen von Versammlungen aus. Wenn das nicht möglich ist, überlassen Sie den Diskurs auf der Versammlung nicht den Rechten.
  • Machen Sie sich für eine Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen statt in Unterkünften stark! Gemeinschaftsunterkünfte führen aufgrund ihrer oft menschenunwürdigen Bedingungen häufig zu Frustration und Herausforderungen für alle Beteiligten.
  • Unterkünfte für Geflüchtete sind Orte, die potenziell Gewalt begünstigen. Sorgen Sie für einen besseren Schutz der Geflüchteten. Unterstützung finden Sie bei obigen Beratungsstellen oder hier:
    • Gewaltschutzkoordinator*innen in den Regierungsbezirken und Kommunen fungieren als Ansprechpersonen für vulnerable Geflüchtete und stehen mit Regierungen sowie Unterkünften in Kontakt, um Gewaltschutzkonzepte zu erarbeiten.

Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus stellen eine Gefahr für unser Zusammenleben dar. Eine demokratische und offene Gesellschaft ist nicht selbstverständlich. Lassen Sie uns gemeinsam gegen jegliche Form von rechter Gewalt und Populismus einstehen, um eine offene und lebenswerte Gesellschaft zu fördern.