Werdende Pflegekräfte sollen abgeschoben werden

Bayerische Ausländerbehörden und Entscheidungsträger setzen weiterhin auf Abschiebungen, statt dem Pflegenotstand pragmatisch zu begegnen

Ab September könnten vier weitere geflüchtete Personen in Bayern in den Pflegeberuf einsteigen bzw. ihre Ausbildung fortsetzen. Doch die bayerischen Behörden und Entscheidungsträger im Innenministerium verhindern dies.

Yankuba J. und Sheku M. könnten beide in einem Jahr die Ausbildung zum staatlich geprüften Pflegefachhelfer abschließen. Das erste Jahr haben Sie bereits erfolgreich absolviert. Nun sollen sie jedoch abgeschoben werden. Weder Ausländerbehörde – hier die ZAB Niederbayern – noch Vertreter des Innenministeriums wollen die Abschiebung aussetzen und eine pragmatische Lösung finden. So könnten die beiden jungen Männer etwa ihre Ausbildung beenden und dann mit einer „freiwilligen“ Aus- und Wiedereinreise und dem entsprechenden Visum nach Deutschland zurückkehren, um hier als dringend benötigte Fachkräfte zu arbeiten.

Dabei ist die „freiwillige“ Aus- und Wiedereinreise ein riskantes Unterfangen und mit immensem Aufwand und Kosten verbunden. Doch für Fahad B. scheint dies die einzige Möglichkeit zu sein, wenn er die Ausbildung zum Pflegefachhelfer beginnen will. Er hätte einen Ausbildungsplatz an einer Pflegeschule, aber auch hier stellen die beteiligten Behörden und der Innenminister die Ausreise über die Ausbildung. Klar ist: Den Ausbildungsbeginn im September wird er verpassen. Sollte er sich für die „freiwillige“ Ausreise entscheiden gibt es keine Garantie wann und ob er überhaupt wiederkommen und die Ausbildung beginnen kann.

In Bayern herrscht seit Jahren ein erheblicher Mangel an Pflegepersonal. Die Ausbildung von Pflegefachhelfer:innen ist ein zentraler Baustein, um die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Diensten sicherzustellen. Dennoch werden Geflüchtete, die sich für diese anspruchsvolle und gesellschaftlich notwendige Ausbildung entschieden haben, durch restriktive Aufenthaltsregelungen und eine Law and Order Mentalität bei Bayerns Behörden und Politik darin gehindert, Verantwortung in einem der wichtigsten Sektoren der Gesellschaft zu übernehmen. Stattdessen wird ihnen die berufliche Zukunft und eine Zukunft in Deutschland verbaut.

„Es ist absolut unverständlich und untragbar, dass Menschen, die sich aktiv um ihre Integration bemühen und eine dringend benötigte Ausbildung im Pflegebereich absolvieren, abgeschoben werden sollen“, so Katharina Grote vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Diese Praxis schadet nicht nur den Betroffenen, sondern auch unserer Gesellschaft, die auf ihre Arbeitskraft angewiesen ist. Es ist dringend notwendig, dass die Behörden in Bayern die Realitäten des Arbeitsmarktes anerkennen und pragmatische Lösungen finden, um Menschen, die bereits hier sind und sich in Ausbildung befinden, zu halten. Statt Abschiebungen zu forcieren, sollte der Fokus auf der Förderung der Integration durch Ausbildung und Arbeit liegen. Nur so können wir den Fachkräftemangel langfristig bewältigen.“