Monatelange Isolation
Zäune umgeben die ANKER-Zentren, Sicherheitspersonal patrouilliert und kontrolliert, unangemeldeten Personen wird der Zutritt verwehrt. Ehrenamtliche oder juristischer Beistand kommen oftmals nicht hinein. Die Lager befinden sich vielfach weit außerhalb, weit entfernt von größeren Städten und Stadtzentren oder gar komplett im bayerischen Hinterland. Keine kulturellen Angebote, keine sozialen Kontakte zur Bevölkerung, keine Ablenkung.
Öffentlicher Nahverkehr ist meist so gut wie gar nicht vorhanden. Doch weit könnten die Bewohner:innen der ANKER-Zentren ohnehin nicht fahren, für sie gilt Residenzpflicht. Das heißt, dass sie sich ausschließlich in ihrer Stadt oder ihrem Landkreis bewegen und diese nur mit Erlaubnis der Ausländerbehörde verlassen dürfen.
Selbst für kurze Aufenthalte ist diese Isolation kaum zu verkraften. Doch die Aufenthalte sind nicht kurz. Die meisten Menschen müssen monate-, oftmals sogar jahrelang in den ANKER-Zentren ausharren. Perspektivlosigkeit, ein Gefühl der Ausgrenzung und Depressionen sind die Folge der dauerhaften Isolation. Und auch außerhalb der Lager haben Isolation und Abschottung Folgen: Die ansässige Bevölkerung sieht nur Zäune und Sicherheitspersonal und kommt mit den Bewohner:innen nie in Kontakt. Vorurteile und Ressentiments können so schnell anwachsen.
Blessing, 25, Nigeria, ein Jahr und neun Monate mit ihrem Sohn (1,5) in Manching/Ingolstadt:
„Ich habe dort mein Baby bekommen, und mein Baby musste über ein Jahr dort leben. Als ich nach Deutschland gekommen bin, wurde mir gesagt, ich müsste nur drei Monate hier bleiben, dann würde ich verlegt werden, aber das war eine große Lüge. Ich musste ein Jahr und neun Monate dort bleiben. Es war sehr frustrierend.”
„Die Menschen hier sind frustriert, sie werden krank. Als sie nach Deutschland gekommen sind, waren die Menschen gesund, aber nachdem sie über Jahre und Monate in diesem Lager leben mussten, haben die meisten von ihnen psychische Probleme. Es ist sehr schlimm, in ein anderes Land zu kommen, dort ein Jahr und neun Monate in einer furchtbaren Situation zu leben, nichts zu tun zu haben, nicht zu arbeiten, nicht das Recht zu haben, in eine andere Stadt zu fahren.”
Isolation – Eine Bilderstrecke (Magazin Hinterland, Ausgabe 42)