Geflüchtete aus dem Jemen protestieren für Anerkennung im Asylverfahren

Wunsch nach Leben in Sicherheit

Heute, am 14.09.2024 protestierten in München 600 Geflüchtete aus dem Jemen gegen die negative Entscheidungspraxis des BAMF und forderten gerechte Anhörungen und Anerkennung ihrer Fluchtgründe. In zahlreichen Redebeiträgen wird auf die Bürgerkriegssituation und die größte humanitäre Krise weltweit aufmerksam gemacht. Neben der instabilen Situation durch den Bürgerkrieg verstärken Wassermangel, Naturkatastrophen und Armut die aktuelle Not.

Seit Beginn des Krieges im Jahr 2015 wurden mehr als 4,5 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben. Über 70% der Bevölkerung ist derzeit von humanitärer Hilfe abhängig, um ihr Überleben zu sichern. Mehr als 80% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Circa die Hälfte der Bevölkerung hat zu wenig zu essen, rund 5 Millionen Kinder leiden an akuter Unterernährung.

Obwohl sich die Situation im Jemen nicht verbessert, sank die Anerkennungsquote im Vergleich zu 2022 und 2023 um 20 Prozent. Ca. die Hälfte aller Anträge wird abgelehnt. Ungenügende Dolmetscher:innen und fehlende Vorbereitung führen zu schlechten Anhörungsbedingungen und negativem Ausgang des Asylverfahrens. Dies führt dazu, dass viele gegen die Ablehnung des BAMF beim Verwaltungsgericht klagen. Während dieser Zeit sind sie in Unsicherheit über ihre Zukunft und die ihrer Familien. Um ihrem Frust über die Entscheidungspraxis des BAMF und langen Gerichtsverfahren Ausdruck zu geben, protestierten heute in München ca 600 Jemenit:innen.

Der erste Redner, Abdulnasser, ist ein ehemaliger General und kommt aus der Hauptstadt im Süden: „Ich bin hier in Deutschland, aber meine Familie lebt in Jemen, wo sie an Stromausfällen leidet und der sauberes Trinkwasser fehlt. Ebenso lebt meine Familie in ständiger und zunehmender Angst. Deshalb bitten ich und alle an dieser Demo Beteiligten die Behörden und Justiz, uns Schutz zu geben, damit wir ein Leben ohne Angst vor Gewalt und Tod führen können.“

„Wir bitten um eine Chance, abseits vom Lärm der Kugeln und dem Geruch von Blut zu leben, um eine Gelegenheit, in Frieden zu leben und einen positiven Beitrag für die Gemeinschaften zu leisten, in denen wir Zuflucht gesucht haben“, sagt Murad, einer der Redner der Demo.

Zahra betont in ihrer Rede das Leid der Frauen: „Ich halte heute meine Rede im Namen aller jemenitischen Frauen in Deutschland. Diese Frauen haben den Jemen nicht nur wegen der Kriegs-, Vertreibungs- und Hungersituation verlassen, sondern wegen Vergewaltigung und der Verheiratung von Minderjährigen, denn wenn Minderjährige zur Heirat gezwungen werden, begehen einige lieber Selbstmord.“ Und sie ergänzt: „Diese Ablehnung, die die jemenitische Frau hier in Deutschland erfährt, macht sie ängstlich, nervös und unfähig, sich anzupassen.“

Die Teilnehmer:innen der selbstorganisierten Demo wohnen alle in verschiedenen Regionen Bayerns. In Bayern leben insgesamt 3.835 Jemenitinnen und Jemeniten (Stichtag 30.06.24). Davon sind 1.430 im laufenden Asylverfahren. Die Demo wurde unterstützt durch Münchner Flüchtlingsrat, Bayerischer Flüchtlingsrat, Karawane München und Bellevue di Monaco.